STAUB

Eine Reise in die unendlichen Weiten der Immobilien

Das Theater im Bahnhof bringt einen Text von Barbi  Marković zur Uraufführung. Damit wird die erfolgreiche Zusammenarbeit, die mit GRAZ ALEXANDERPLATZ begonnen hat, fortgesetzt. Die ehemalige Grazer Stadtschreiberin hat für das TiB einen Text bestehend aus drei Monologen geschrieben, der in der nahen Zukunft spielt. Ein Science-Fiction-Stück sozusagen.

Fakt ist, dass Menschen immer mehr in Einzelwohnungen leben, die von uninspirierten Architekt*innen aus Spargründen nach dem Bausteinprinzip geplant werden. Sie sehen alle gleich aus, Individualität spielt keine Rolle. Man sieht sich mit einer Immobilienbranche konfrontiert, die auf Gewinnmaximierung und Profitdenken ausgerichtet ist. Gut ist, was billig produziert wird und danach fette Renditen abwirft. Gerade Großprojekte wie der neue Stadtteil REININGHAUS zeugen davon, wie wenig visionär gedacht und geplant wird. Die Frage, wie wir in Zukunft leben wollen, wird nicht ernsthaft gestellt.

In STAUB fragen wir uns: Wie würde eine zukünftige Welt aussehen, in der jene Bilder Wirklichkeit werden, die die Immobilieninvestoren auf ihren Websites und Plakatflächen als schöne, neue Welt entwerfen? Was würde passieren, wenn wir tatsächlich in jenen virtuellen, perfekten Wohnungen und jenen gerenderten, in Pastellfarben gehaltenen sozialen Umfeldern leben würden, in denen es immer Frühling ist und die Menschen immer jung und glücklich sind? Ist eine Zukunft erstrebenswert, in der alles reguliert, von Staub befreit, lärm- und belästigungsfrei abläuft? Was für ein Leben wäre das?

Wir spinnen diesen Gedanken noch weiter: Was, wenn wir in Zukunft einfach eine VR-Brille aufsetzen würden, um in unserer Traumwohnung unser Leben verbringen zu können?

Unsere persönlichen Wohnungsgeschichten stehen dazu im krassen Gegensatz. Vieles bleibt bis zum Auszug provisorisch, wir verwenden Tricks und Kniffe, um unseren chaotischen Alltag zu bewältigen. Jede Wohnung ist ein Schlachtfeld, heißt es im Stück. Der Kampf gegen den Staub und das Chaos ist schwer zu gewinnen.

In STAUB zeichnen wir das Bild eines staubfreien Lebens, eines Lebens jenseits des Gepfuschten, Provisorischen, in dem alles fein und säuberlich ist. Aber im staubfreien Wohnen ist unsere Geschichte ausgelöscht, denn der Staub ist die DNA unserer Existenz. Er besteht aus unserem Schweiß und unseren Tränen, aus unseren verstorbenen Haustieren und den abgeknipsten Nägeln unserer Vormieter. Alles wird zu Staub. Im Staub ist alles gespeichert. Wir sind Staub. Auch Sternenstaub. Zum Glück.

Team

Mit: Eva Hofer, Gabriela Hiti, Lorenz Kabas

Regie: Monika Klengel, Text: Barbi Marković , Ausstattung: Johanna Hierzegger, Technik: Moke Rudolf-Klengel, Lichtdesign: Martin Schneebacher, Musik: Moke Rudolf-Klengel, Outside Eye: Jacob Banigan, Support: MESHED SPACE GMBH